Wir hatten die Aktie des Bau- und Ingenieursoftware-Entwicklers Nemetschek (ISIN: DE0006452907) am vergangenen Donnerstag am späten Vormittag besprochen und darauf hingewiesen, dass sich die Aktie zu diesem Zeitpunkt an einem charttechnisch neuralgischen Punkt befand: An der Kreuzunterstützung aus Juli-Aufwärtstrendlinie und 20-Tage-Linie im Bereich 141/142 Euro. Da war dieser Level schon marginal unterboten. Am Abend war die Aktie eingebrochen. Die „Falltür“, von der wir da geschrieben hatten, hatte sich umgehend aufgetan. Und am Freitag fiel die Aktie weiter, dem Kursziel dieses Abwärts-Impulses bei 116 Euro entgegen, wo die mittelfristige, im Februar etablierte Aufwärtstrendlinie den nächsten Halt bieten würde. Aber am Montag hörte der Druck plötzlich auf: Noch klar über dieser Linie, aktuell bis 117 Euro vorgerückt, drehte die Aktie. Seltsam? Nein, denn:
Dass der „Hexensabbat“, der Abrechnungstermin für Futures und Optionen, der am Freitag über die Bühne ging, mit diesem Selloff in Verbindung stand, wurde spätestens gestern deutlich, als dieser Druck schlagartig endete. Durch diesen Abverkauf dürfte sich so manche große Adresse am Terminmarkt, die ansonsten als Stillhalter von Call-Optionen Nemetschek-Aktien zu weit niedrigeren Kursen hätten liefern müssen, vor hohen Verlusten gerettet haben. Aber die Notwendigkeit des Drucks, der nötig war, um die Aktie aus der Gefahrenzone zu holen, endete mit der Abrechnung der Optionen. Manch einer deckt jetzt im Vorfeld vorgenommene Leerverkäufe umgehend wieder ein. Da spielt das Kursziel keine Rolle, es geht darum, kurzfristige Positionen, die die Aktie „bewegen“ sollten, wieder loszuwerden. Bedeutet das, dass das Gewitter vorbei ist und man wieder einsteigen kann?
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Wenn man gezielt risikofreudig agiert, kann man darüber nachdenken. Aber einen Nachteil hat diese Situation: Da das charttechnische Kursziel nicht erreicht wurde, müsste man, wollte man hier und jetzt auf den Zug aufspringen, mit einem eher weiten Stop Loss arbeiten. Der müsste unter dem Selloff-Tief von 122,10 Euro liegen … aber von dort bis zur Februar-Trendlinie wäre der Abstand so gering, dass man fürchten dürfte, dass ein Bruch dieses super-kurzfristigen Tiefs den Ausstieg nicht lohnt, falls die Aktie an der Trendlinie dreht. Also würde man den Stop Loss noch unter die Trendlinie legen – und das ist zum aktuellen Kursniveau von 131,50 eine ziemlich große Distanz. Nur:
Wollte man warten, bis durch die Rückeroberung von Widerstandslinien ein Beleg vorliegt, dass die Bullen wieder die Kontrolle über das Geschehen haben, man müsste bis „ganz oben“ warten. Die nächsten entscheidenden Widerstände wären eben die, durch die Nemetschek am vergangenen Donnerstag durchgerutscht ist: Die Juli-Trendlinie und die 20-Tage-Linie bei 140/143 Euro. Dann wäre man ohnehin schon fast am bisherigen Rekordniveau von 154,80 Euro. So gesehen: Ja, der Spuk könnte vorbei sein … aber wer darauf setzt, muss momentan noch mit einem weiten Stop Loss in einer volatilen Aktie agieren, das wäre also nur etwas für erfahrene Trader mit starken Nerven!
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